Impfvorsorge ja oder nein?
Liebe Zuchtfreunde, in vielen Diskussionen unter Geflügelzüchtern wird das Thema Impfschutz unterschiedlich gewertet. Für einige von uns steht es außer Frage, ihren Geflügelbestand mit ausreichendem Impfschutz zu versehen und auf diese Weise bessere Aufzuchterfolge, weniger Ausfälle durch vermeidbare Verluste und infolgedessen auch ungeschmälerte Freude an der ungestörten Entwicklung ihrer Tiere zu haben.
Im Jahr 2001 habe ich an mehreren Vorträgen von Experten teilgenommen, die sich mit der Impfvorsorge befaßt haben und möchte in knapper Form das Wichtigste zusammen mit persönlichen Erfahrungen an Sie weitergeben.
In Deutschland besteht für jeden (auch privaten) Hühnerhalter eine Impfpflicht gegen die Newcastle Disease (kurz: ND, atypische Geflügelpest). Wir weisen darauf hin, dass diese Impfpflicht ernst genommen werden muss und eine regelmäßige Impfung eurer Hühner unerlässlich ist. Der Impfturnus ist von der Art der Impfung abhängig. So ist bei Trinkwasserimpfung mit Lebensimpfstoff eine regelmäßige Impfung im Abstand von 6 Wochen vorgeschrieben.
Die Marek’sche Lähme, eine Viruserkrankung, sollte Grundsätzlich durch die Immuniesierung der frisch geschlüpften Küken erfolgen. Das Mittel ist teuer und wird nur in großen Dosen abgegeben. Deshalb sollten Sie sich mit Zuchfreundenaus Nachbarvereinen verabreden, damit Sie einen gemeinsamen (d.h. zeitgleichen) Schlupf am ersten Lebenstag impfen können (mit Nadel).
Die Coccidiose hat sich in fast allen Beständen ausgebreitet, die in stark besetzten Ställen und Ausläufen aufwachsen. Seit einigen Jahren gibt es wirksame Mittel zur Trinkwasservaccinierung. Der flüssige Impfstoff wird zwischen dem 5. und 9. Lebenstag der Küken über das Trinkwasser verabreicht. Wichtig ist, dass die Küken 5 Wochen lang in derselben Einstreu und nicht auf Draht gehalten werden. Die Coccidiose ist ein Wegbereiter für viele andere Krankheiten, weil sie den Organismus der Tiere schwächt. Sie wachsen nicht und stehen frierend herum. Vorsicht ist geboten bei der zu häufigen Anwendung von Sulfonamiden. Das kann zu inneren Blutungen und Störung des Immunitätsaufbaus führen. Wenn bei starkem Coccidienbefall die Behandlung mit ESB 30 notwendig wird, dann einmal und richtig dosiert.
Gumboro ist im Erscheinungsbild der Coccidiose sehr ähnlich. Die Bursa wird verändert, damit haben die Küken keinen Wiederstand gegen Infektionskrankheiten. Die Verluste durch flächenhafte Blutungen können bis zu 60 % des Bestandes betragen. Die Impfung wird empfohlen.
Nach persönlichen Erfahrungen mit der Aufzucht der japanischen Kräherrassen und zahlreichen Untersuchungen durch die tierärztliche Hochschule in Gießen habe ich den Eindruck erhalten, dass Totenko und Koeyoshi besonders anfällig gegen Coccidiose sind und ohne Wachstumsunterbrechung, wenn sie professionell gegen Coccidiose und Gumboro immunisiert werden.
Wer einmal, wie ich, ILT (infektiöse Laryngo-Tracheitis) in seinem Bestand erlebt und erlitten hat, der wird vor Beginn der Schauen impfen (Augentropfmethode). Die Tiere ersticken bei Infizierung an einem blutigen Schleim, den sie aus der Luftröhre schleudern. Ich verlor 1999 ein drittel meiner robusten Denizli, die in der Regel so schnell nichts umwerfen kann.
In viel Beständen treten gehäuft Mykoplasmen auf, als Geflügelschnupfen erkennbar (Atemgeräusche). Wirksame Mittel sind Baytril und Tylan. Auch die Mykoplasmose ist Wegbereiter für weitere Infektionen.
Manche Zeuchtfreunde wird dies aufwendig und kompliziert vorkommen. Gewiss lohnt sich die Behandlung erkrankter Tiere mit teuren Medikamenten nur für unsere wertvollsten Zuchttiere. Aber sind unsere Spitzenkräher nicht alle unersetzlich? Die Zuchtbasis aller unserer Rassen ist nicht breit genug, als dass wir uns unnötige Verluste durch nachlässigen Umgang mit ihnen erlauben könnten. Deshalb rate ich: Schließen Sie sich mit anderen verantwortungsbewussten Züchteren zu Impfgemeinschaften zusammen! Damit können Sie die Kosten erheblich mindern.
Vorbeugend können Sie manche Infektionen verhindern:
Achten Sie darauf, dass die Brutmaschine vor Brutbeginn mit Formalin desinfiziert wird.
Erbrüten Sie nicht mehr Küken, wie die Stallungen und Ausläufe platzmäßig vertragen.
Überbesatz ist die Ursache vieler Übel!