Frühjahrsschau vom 22.04. bis 23.04.2017 in Oelde:
Bereits zum siebten Mal führten wir eine gemeinsame Frühjahrsschau durch und ich denke ich spreche im Namen von allen Vereinsmitgliedern, dass sich diese Form der Rassenpräsentation hinsichtlich des Zeitpunktes für Langschwanz- und Kräherrassen hervorragend bewährt hat. Vielleicht schließen sich andere Vereine noch an, es lohnt sich. Der witterungsbedingt meist günstige Frühlingstermin in Verbindung mit der Freilandpräsentation am Sonntag wird belohnt mit regem Zuschauerzuspruch. Hier trifft man neben dem Fachpublikum auch viele Interessierte, die zum ersten Mal die Artenvielfalt des Geflügels erleben wollen, primär Familien mit Kindern, eine wirklich sehr erfreuliche Entwicklung.
Wie auch im letzten Jahr gilt, der Zuchtstand im Schaukäfig ist sehr gut, was auch die hohen Bewertungen aufzeigen. Bis auf zwei Ausfälle gab es wenig zu beanstanden und grobe Fehler hielten sich in Grenzen. Festzustellen ist zudem, dass auch die Krähleistung wieder besser geworden ist. Die im Sonderverein angewandte Kombibewertung wird immer mehr verfeinert und hat sich bewährt.
Gegenüber den 49 Tieren im letzten Jahr (38,11) war in diesem Jahr das Meldeergebnis mit lediglich 33 Tieren (26,7) doch deutlich geringer. Die widrigen Umstände mit denen alle zu kämpfen haben führen leider dazu, dass es die besonders seltenen Rassen noch schwerer haben. Derzeit muss man feststellen, dass sich je Rasse und Farbschlag lediglich 3 Züchter aktiv und enthusiastisch um die Erhaltung kümmern. Der Name des Sondervereins ist somit Programm. Ich hoffe inständig, dass der ein oder andere Neuzüchter den Weg in den Sonderverein findet um diese Kulturgüter, die mittlerweile auch in ihren Ursprungsländern seltener werden, erhalten zu können. Das wir ein international ausgerichteter Verein sind, zeigt sich daran, dass am Sonntag Zuchtfreunde aus Holland und Belgien anreisten und dem Verein beigetreten sind. Dies zeigt, dass die Züchterschaft weiter zusammenrückt.
Koeyoshi (6,3):
Hier muss ich meiner Begeisterung gleich zu Beginn Ausdruck verleihen. Die Nachzucht des Hahnes vom großen Förderer der Langkräherzucht (Wolfgang Vits) hat dazu geführt, dass es einen enormen Leistungsschub gegeben hat.
Zuchtfreund Marschall zeigte drei Junghähne die eine Werbung für dies Rasse waren. Verdient erreichten die Tiere 95, 96 und 97 Punkte. Am Sonntag zeigte der v-Hahn zudem eine phantastische Krähleistung von über 14 Sekunden. Und die Stimme zeigte eindrucksvoll was einen Koeyoshi-Krähruf ausmacht. Kaum hörbar, mit einem sehr wohlklingenden Timbre, wurde deutlich, wie „entspannend“ ein Hahnenruf sein kann. Man kann schon wirklich nicht mehr von einem Krähruf sprechen, das war „Gesang“. Glückwunsch zu einem solchen Prachttier.
Kruse zeige einen wuchtigen Althahn mit typischem Kopfprofil. Das Farb-/Zeichnungsbild, obwohl untergeordnet, überzeugte. Im Fersengelenk wurde er etwas mehr gewinkelt gewünscht. Den beiden Hähnen von Zuchtfreund Brinkmann fehlte es etwas an Körpervolumen, sonst entsprachen sie aber ebenfalls dem Typ und mit einer Rufleistung von 10 Sekunden überzeugten sie ebenfalls. Die drei Hennen präsentierten sich rassekonform, wobei die Althenne, wie zu erwarten, einfach ausgereifter in der Kopfprofilausbildung war. Die Hennen benötigen einfach eine gewisse Entwicklungszeit.
Tomaru (2,0):
Leider fehlte kurzfristig die derzeitige Spitzenzucht und ein weiterer „Rückkehrer“ musste ebenfalls absagen. Sehr schade, doch am Sonntag erlebten alle eine Überraschung. Zuchtfreund Van Looveren zeigte zum Kräherwettstreit zwei wirklich hochfeine Junghähne mit prima Körpervolumen und edlen Kopfpunkten. Hv 96 und sg 95 waren der verdiente Lohn und mit Krährufen von 14 Sekunden überzeugte vor allem der hv-Hahn. Herzlich Willkommen im Sonderverein.
Bleibt zu hoffen, dass im nächsten Jahr eine größere Kollektion präsentiert werden kann. Hier fehlt es nach wie vor an neuen Züchtern.
Totenko (8,2):
Lediglich ein g92-Vertreter (zu unfertig in der Abschlussfeder) fiel im Gesamtbild etwas aus dem Rahmen, die restlichen Hähne überzeugten.
Die Zuchten von Pietschmann, Lippe und Brinkmann präsentierten sich auf gewohnt hohem Niveau. Formen, Kopfpunkte und auch die farblichen Anforderungen stimmten und boten wenig Anlass zur Kritik. Hochfein in der Federstruktur zeigte sich zudem der Hahn von Pietschmann, das war schon ein Augenschmaus. Leider zeigte sich der Hahn am Sonntag etwas schüchtern beim Krähen, schade, aber ein Tier ist eben keine Maschine.
Zwei weitere Hähne mit sg95 zeigten Ruflängen von 14 Sekunden, der sg94 Hahn aus gleicher Zucht 16 Sekunden. Gesamtsieger in diesem Jahr wurde Zuchtfreund Lippe mit einer ausgeglichenen Kollektion. Der maximale Krähruf wurde mit über 18 Sekunden gemessen.
Die 0,3 Hennen rundeten den gewohnt hohen Zuchtstand ab und vor allem eine hv96 Vertreterin zeigte die Eleganz dieser Rasse.
Denizli (13,2):
Die goldenen (7,2) etablieren sich immer mehr, zeigen sich vom Phänotyp hochfein und begeistern im Schaukäfig.
Monsieur Periquet zeigte mit seiner Kollektion (4,0) die ganze Klasse dieses Farbschlags, belohnt mit v und hv. Leider waren auch diese Hähne am Sonntag sehr zurückhaltend, hier fehlte der Krährufnachweis.
Zuchtfreund Kruse zeigte hingegen einen beachtlichen Althahn mit 24 Sekunden Krähruflänge. Eine prima Leistung, Glückwunsch.
Eine Junghenne mit b90 (Standzehenlage unschön) sowie eine Althenne mit sg94 rundeten das insgesamt positive Bild ab.
Die silbernen konnten in den Krähleistungen nicht ganz überzeugen (13 bis 17 Sekunden), hier haben wir schon längere Krährufe gemessen. Zuchtfreund Lippe zeigte einen hv96 Junghahn, den übrigen Hähnen fehlte es entweder an Körpervolumen, die Kopfpunkte hätten edler sein dürfen oder sie überzogen im Abschluss schon etwas. Hier merkte man das Fehlen vom Altmeister Vits der jahrelang wirklich hochfeine Tiere zeigte. Bleibt zu hoffen, dass sich dieser Farbschlag wieder etwas stabilisiert.
Als schöner Abschluss wurden als neue Rasse die Ayam Ketawa präsentiert. Umgangssprachlich werden sie auch als Lachhühner bezeichnet und man kann es nur bestätigen, diese Hühner verbreiten gute Laune, viele Zuschauer begannen spontan „mitzulachen“.
Als Fazit konnten die gezeigten Tiere insgesamt überzeugen. Der offene Umgang der Züchter untereinander eines nach wie vor kleinen Sondervereins hat geholfen die Qualität weiter zu verbessern. Dennoch gilt es die Zuchtbasis weiter zu vergrößern, helfen Sie mit die Einzigartigkeit dieser Rassen zu erhalten und zu sichern.
Bericht: Dr. Andreas Weiß