Frühjahrsschau vom 21. und 22. April 2012 in Lügde:
Bereits zum zweiten mal trafen sich der Sonderverein zur Erhaltung asiatischer Langkräher, der Sonderverein der Züchter der Phönix, Zwerg-Phönix und Onagadori sowie der internationale Ohiki-Club zu einer gemeinsamen Frühjahrsschau. Hervorragend organisiert von Zuchtfreund Rüsenberg war der Ausstellungsrahmen vorbildlich und eine prima Werbung für die gezeigten Rassehühner. Ich spreche im Namen aller Züchter des SV zur Erhaltung asiatischer Langkräher die besten Dankesworte aus und freue mich bereits jetzt auf unsere nächstjährige gemeinsame Veranstaltung im frühlingshaften Maimonat.
Der hiesige gewählte Frühlingstermin lockte mit tollem Wetter und das schlug sich auch in einer hohen Zuschauerfrequentierung nieder. Das Interesse der Zuschauer, die Medienpräsenz sowie die wohlwollende Berichterstattung in den umliegenden Tageszeitungen machten deutlich, dass die Rassegeflügelzucht nach den schwierigen letzten Jahren in der Öffentlichkeit derzeit positiv wahrgenommen wird.
Eines bereits vorweg, es ist durchaus möglich zu einem solchen, für die Geflügelzucht eher unüblichen Ausstellungstermin, Tiere zu zeigen, die die Rassemerkmale in höchster Vollendung aufzeigen. Selbst in der Zucht befindliche Tiere präsentierten ihre Hauptrassemerkmale auch hinsichtlich der ausgereiften Federstruktur.
Wie bereits in den letzten Jahren hat sich die Meldezahl zwischen 40 und 50 Krähern (1,0 und 0,1) stabilisiert. Gleiches gilt für den angetretenen Züchterstamm. Das heißt neue Züchter tuen sich scheinbar noch schwer, die anspruchsvolle Schau- und Leistungsbewertung anzunehmen.
Im Folgenden wird differenziert in die Schauleistung sowie die Krähleistung. Die Schauleistung wird über einen Umrechnungsschlüssel in eine Punktleistung aus Schönheit umgerechnet. Die Krähleistung setzt sich zusammen aus den längsten drei Krährufen innerhalb einer Zeitdauer von 10 Minuten sowie einer Punktwertung (0 bis 5 Punkte) für die gezeigte Stimmqualität. Diese wird hinsichtlich dem charakteristischen Krährufverlauf und der Stimmreinheit bewertet. Ein Krähruf muss nicht nur lang anhaltend sondern auf harmonisch klingen. Krächzende Stimmen sind nicht gewünscht und nicht rassetypisch.
Mit dieser kombinierten Wertungsmethode wird versucht, eine Gesamtaussage hinsichtlich der Typhaftigkeit eines Langkräherhahnes in Bezug auf Leistung und Schönheit zu bekommen.
Koeyoshi (8,3):
Die Koeyoshi konnten den Standart des letzten Jahres durchaus halten. Dennoch variieren einige Hähne immer noch in den markanten Kopfprofilen und zeigen sich etwas flach in der Haltung. Die Standhöhe stimmt mittlerweile fast durchweg. Tief stehende Tiere gehören somit der Vergangenheit an. Bis auf einen Ausfall zeigten sich alle Hähne verbessert hinsichtlich der durchgefärbten Schwanzfedern. Der verpönte Schilf scheint verdrängt. Vereinzelt dürfte der Rotbraunton auf den Flügeldecken und Schultern noch etwas intensiver sein. Allgemein steht die Farbgebung hinter den übrigen Rassemerkmalen zurück und ist weniger hart zu strafen. Ein hochfeiner Junghahn von Brinkmann überzeugte mit hv96, zwei weitere Hähne aus gleicher Zucht werden mit sg95 sicherlich noch aufholen. Insgesamt zeigte sich die Kollektion mit lediglich einem g91 äußerst harmonisch.
Die Krähruflängen des letzten Jahres konnten nicht ganz bestätigt werden. Der längste Krähruf wurde mit 7,6 Sekunden gestoppt. Allerdings muss erwähnt werden, dass die Koeyoshi einige Probleme mit den äußeren Bedingungen hatten. Der Marktplatz, mit der lokalen Geräuschkulisse der Parallelstraße sowie der als Wetterschutz angebrachte Baldachin waren für die sensiblen Koeyoshi etwas ungewohnt. Während der Schönheitsbewertung in der Ausstellungshalle verhielten sich die Hähne anders und sangen innbrünstig.
Bei den gezeigten Hennen wurde wieder einmal offensichtlich, dass die Tiere eine lange Reifezeit benötigen, um die typischen Kopfpunkte und Schulterpartien zeigen zu können. Die Tiere sollten zudem nicht mehr zierlicher werden. Ein gewisses Körpervolumen muss auch bei Junghennen sein, wenn wir Hähne im richtigen Größenrahmen haben wollen. Farblich zeigten alle 0,1 die geforderte lachsfarbige Brust mit grauer Halbmondsäumung.
Tomaru (2,1):
Im letzten Jahr noch mit einem Hahn angetreten, waren in diesem Jahr 2 Hähne vor Ort. Die beiden Rassevertreter zeigten sich phänotypisch sehr unterschiedlich. Zeigte ein Hahn die charakteristische dunkle Gesichtsfarbe (sg93), so fehlte diese beim zweiten Hahn (g91). Hinsichtlich der Form war es genau umgekehrt. Perspektivisch gesehen kann der zweite Hahn dennoch mit einem höheren Zuchtwert beurteilt werden. Dies zeigte sich auch in der Krährufleistung. Mit Krähruflängen von über 12 Sekunden zeigt sich hier ein Aufwärtstrend. Die Stimme war kraftvoll und zeigte einen typischen Baritonklang. Dennoch fehlt es, wie im letzten Jahr bereits genannt, an einer breiteren Züchterbasis. Ein Züchter kann eine Rasse nicht erhalten. Neue Züchter sollten sich dringend finden, um diese einzigartige Rasse mit der dunklen Gesichtsfarbe zu festigen. Die gezeigte Henne zeigte, dass die Qualität da ist. Mit voluminösem Körper überzeugte sie in den Rassemerkmalen mit hv96.
Totenko (12,5):
Mit zwei Hähnen mehr als im letzten Jahr trumpften die Totenko erneut groß auf. Hinsichtlich Form und Farbe können wir hohe Anforderungen stellen. Durch gegenseitige Züchterhilfe zeigt sich hier eine sehr schöne Einheitlichkeit innerhalb der Zuchtlinien. Hinsichtlich der Kopfpunkte fordert der Standart einen mittelgroßen Einfachkamm mit 4 bis 6 Zacken; die Kammfahne der Nackenlinie folgend ohne aufzuliegen. Zu große Kämme passen nicht zum Totenko und mussten in zwei Fällen mit g91 gestraft werden. Ein heikles Thema sind, wie bei vielen anderen Rassen, die Kehllappenansätze. In zahlreichen Gesprächen stellte sich heraus, dass die Vorgehensweise in den betreuenden Sondervereinen verschieden ist. Schaut man sich die Hähne der letzten Jahre an muss man feststellen, dass wir bei den Totenko mit viel Fingerspitzengefühl vorgehen müssen. Streng genommen zeigten nur 2 Hähne einen gänzlich tadellosen Ansatz. Klassische „angeschobene“ Kehllappen, wie derzeit bei vielen anderen Rassen sichtbar, zeigten die Tiere jedoch nicht. Wir werden das weiter beobachten. Die Hähne sind derzeit nicht zu strafen. Ein Wunschhinweis ist hier zielführender.
Farblich und hinsichtlich der Standhöhe gab es nichts auszusetzen. Die Federfülle ist wie auch bei anderen Langschwanzrassen deutlich gekoppelt an den Brutzeitpunkt. Die herausgestellten Hähne zeigten eine beachtliche Federfülle, der gezeigte Althahn war im Sattelbereich sogar herausragend.
Zuchtfreund Pietschmann zeigte mit jeweils v97 auf einen Alt- und einen Junghahn das Machbare. Die qualitative hohe Zuchtbasis wurde mit sg95 Hähnen von Vits, Thiemeyer und Brinkmann bestätigt. Ein Ausschlussfehler konnte das sehr gute Gesamtbild nicht stören.
Insgesamt konnte die Krähruflänge auf breiter Basis weiter gefestigt werden. Die 16 Sekunden des Spitzenhahnes von Pietschmann bestätigten die letztjährigen Leistungen. Dieser Hahn verkörperte das Zuchtziel aus Leistung und Schönheit durch die v97 Benotung. Es ist also durchaus möglich dieses hohe Zuchtziel aus Phänotyp und Krähruflänge in Verbindung mit einer klaren, harmonischen Stimmqualität zu erreichen.
Die gezeigten Hennen verkörperten ebenfalls in hohem Maße die geforderten Rassemerkmale. Die in den vergangenen Jahren oftmals noch leichten Farbprobleme in der Augenfarbe sind wohl gelöst. Körpervolumen und Haltung stimmen. Hv96 auf eine Junghennen von Pietschmann waren der Lohn.
Denizli (10,1):
5 goldene Denizli zeigten typische Landhuhntypen mit feinen Kopfpunkten. Insgesamt im Körper etwas zierlicher überzeugten sie jedoch mit harmonischer Ober- und Unterlinie.
Die zugehörige Junghenne passte sich ins positive Gesamtbild ein. Hinsichtlich der Krähfreudigkeit zeigten sich die goldenen, ähnlich den Koeyoshi, etwas schüchtern obwohl wir wissen, dass das Potenzial vorhanden ist (15 Sekunden).
Die gezeigten 5 silbernen Denizli-Hähne unterschieden sich hinsichtlich Körpervolumen, Kopfpunkten und Standhöhe von den goldenen erheblich. Kapitale Rassevertreter sind üblich, die Kopfpunkte müssen hingegen mit sehr sehr viel Fingerspitzengefühl betrachtet werden. Wir wissen, dass im Heimatland eine diesbezügliche Selektion quasi nicht stattgefunden hat somit wird es auch in den nächsten Jahren immer wieder Hähne geben, die nicht unbedingt dem Schönheitsideal der durchgezüchteten Rassen entsprechen. Zu bedenken ist, es handelt sich bei den Denizli um einen urigen Landhuhntyp und das wird man immer sehen.
Zwei silberne fielen mit b90 aufgrund einer bedenklichen Abschlusslage und doch schon stark unschöner Kammblattausbildung gegenüber den übrigen Tieren ab. Die Hähne zeigten jedoch ein hohes Krähpotenzial und sind somit wertvoll in der Zucht. Zwar hat die Farbreinheit eine untergeordnete Rolle, jedoch sollten die gezeigten beiden Hähne noch etwas reiner im Silber sein.
Zuchtfreund Marschall zeigte einen gut krähenden Hahn (18 Sekunden). Die Stimme war jedoch leicht „kratzig“. Eine charakteristische Stimmlage ist ebenso rassetypisch wie der nachgezogene Schnork sowie der Melodieverlauf.
Bericht: Dr. Andreas Weiß