Frühjahrsschau vom 02. und 03. Mai 2011 in Jettingen:

Hervorragende Rahmenbedingungen, gegeben durch eine tolle Örtlichkeit und einen rührigen Ortsverein mit seinem emsigen SV-Mitglied Gerhard Stähle, boten den Grundstein für eine Veranstaltung die in Zukunft hoffentlich regelmäßig stattfinden wird.
Zusammen mit dem internationalen Ohiki-Club sowie dem SV der Züchter der Phönix, Zwerg-Phönix und Onagadori verbindet die asiatischen Langkräherrassen das gleiche Schicksal, dass die üblichen Herbstschauen eigentlich zu früh stattfinden um die Tiere in ausgereiftem Federkleid bewundern zu können. Der hiesige gewählte Frühlingstermin lockte mit tollem Wetter und das schlug sich auch in einer hohen Zuschauerfrequentierung nieder. Ein Zukunftssystem mit hervorragender Außenwirkung und für die Rassegeflügelzucht mit hohem Werbepotenzial. Das Interesse der Zuschauer, die Medienpräsenz sowie die wohlwollende Berichterstattung in den umliegenden Tageszeitungen machten deutlich, dass die Rassegeflügelzucht nach den schwierigen letzten Jahren in der Öffentlichkeit derzeit positiv wahrgenommen wird.
Komme ich nun von meinem euphorischen Gesamteindruck der Veranstaltung zum Status Quo der asiatischen Langkräher. Ohne Zweifel verlangt die Langkräherzucht ein hohes Maß an Züchterwissen, Geduld und Durchhaltevermögen. Jahrhundertelange Züchterkunst und die gefestigten Rasseeigenschaften können durch falsche Zuchtstrategien sehr schnell unwiederruflich verschwinden.
Die Schwierigkeit die Kombination aus Leistung und Schönheit zu vereinen ist eine große Herausforderung und Verantwortung für jeden Züchter. Zwar ist der Züchterkreis derzeit nicht allzu groß, jedoch hat sich eine rührige Truppe gefunden die mit fundiertem Zuchtwissen sich dieser schwierigen Aufgabe stellt. Wie viele andere Rassen fristen auch die asiatischen Langkräher ein Nischendasein und werden wohl in Zukunft eher von einem überschaubaren Kreis interessierter Züchter erhalten werden.
Konnten in der Vergangenheit bei unseren Wettkrähveranstaltungen zu Glanzzeiten bis zu 100 Kräher aufgeboten werden stabilisiert sich seit Jahren die Zahl der gezeigten Tiere bei etwa 40  bis 50. Hier gilt das Motto Klasse statt Masse.
Im folgenden wird differenziert in die Schauleistung sowie die Krähleistung um einen Einblick in den Zuchtstand der Rassen zu bekommen. Beide Merkmale werden separat bewertet, dazu die Stimmqualität. Zusammen betrachtet ergibt sich daraus eine Kombiwertung. Das System ist komplex, berücksichtigt aber gegenüber dem traditionellen Ausstellungswesen den Leistungsfaktor und ist somit ähnlich dem Grundgedanken der Ringschlägerrassen ausgelegt.
 
Totenko:
Den Anfang machte eine hochfeine Kollektion von 10,5 Totenko. Mit Recht kann man feststellen, dass hier der Zuchtstand am höchsten ist. Die gezeigten Zuchtlinien waren sehr einheitlich und auszusetzen gab es nur wenig. Vereinzelte Wünsche in der Augenfarbe sowie nach mehr Federfülle störten den tollen Gesamteindruck nicht. Die Problematik von rein weißen Ohrscheiben nach der Zuchtsaison und bei Alttieren dürfte allen bekannt sein. Hier gilt es Fingerspitzengefühl zu zeigen. Insgesamt weisen die Kopfpunkte einen hohen Rassestandart auf. Vereinzelt könnten Kammfahne und Kehllappen etwas edler sein, aber das ist marginal. Standhöhe, Rumpflänge und das Farb-/Zeichnungsbild stimmten bei fast allen Tieren. So entschied die Federfülle bei den Höchstnoten der Schaubewertung. Zuchtfreund Thiemeyer präsentierte einen wunderschönen Althahn mit phantastischer Federstruktur. Hier stimmte alles. Ein etwas edlerer Vorkamm hätte zum v geführt. Die tolle Schaukondition war eine Augenweide und ein Paradebeispiel. Ein weiterer sg95 Vertreter war ebenfalls hochwertig. Bei den Hennen dominierte Pietschmann mit einer wuchtigen hv-Althenne. Gratulation zur tollen Kollektion.
Seit Jahren präsentiert Zuchtfreund Pietschmann Kräher der absoluten Spitzenklasse. Krährufleistungen von 16 bis 20 Sekunden sind Standart. Er dominiert das Krähen und somit die namensgebende Rasseeigenschaft deutlich. Ausgeglichen in Leistung und Schönheit präsentierte sich der 1,0 von Brinkmann und verbuchte somit den Gesamtsieg in der Kombiwertung. Gerade bei den Totenko zeigte sich der hohe Anspruch in der Zucht mit der Strategie von Leistung und Schönheit. Als Resümee kann man feststellen, dass die Totenko über einen hohen Zuchtstand verfügen und sicherlich noch viele Freunde finden werden. Die eleganten Tiere überzeugen im Auslauf und gefallen in ihrem kompletten Auftreten.
 
Koeyoshi:
Bei den Koeyoshi, die mit 10,1 Tieren angetreten waren, zeigt sich, was durch rührige Züchter möglich ist. Überzeugten die Tiere in der Vergangenheit nicht immer und war vor allem die Aufzucht nicht einfach, so kann man hier einen Quantensprung beobachten. Insgesamt zeigten sich die Hähne als kernige Rassevertreter mit breitem Stand, markanter Schulter und feinen Kopfpunkten. Ein Rätsel ist es mir immer noch wo Zuchtfreund Brinkmann den hochklassigen Althahn hergezaubert hat. Das war Eleganz und Vitalität pur, hier stimmte alles. Ich kann mich an keinen derartigen Ausnahmehahn in den letzten Jahren erinnern. Die weiteren Hähne waren ebenfalls von guter Qualität. Lediglich 2 Hähne konnten aufgrund von zu geringer Standhöhe nur eine g-Benotung erreichen. Wünsche waren teilweise intensiver rot in den Ohrlappen sowie vereinzelt straffer im Kamm. Ein sonst hochfeiner sg95 Althahn von Brinkmann sollte zeitweise doch etwas aufrechter stehen. Der SV-Vorsitzende Marschall präsentierte seinen v-Hahn der letzten Hauptsonderschau vom Dezember, der hier sg95 errang. Das zeigt wie sich Tiere im Laufe der Ausstellungssaison doch verändern. Vom Körperrahmen ist auch dies sicherlich nach wie vor ein Ausnahmehahn.
Bezüglich der Krähleistung wurden durchschnittliche Ruflängen von 8 bis 11 Sekunden erreicht. Hier ist noch züchterische Arbeit gefordert. Überwiegend ist die Stimmqualität mit tiefen Krährufen zufriedenstellend. Auch in dieser Klasse errang Brinkmann den Gesamtsieg in der Kombiwertung. Insgesamt muss man feststellen, dass die Koeyoshi eine lange Reifezeit benötigen und erst im zweiten Jahr ihre volle Eleganz zeigen. Ein Pluspunkt also für Frühjahrsschauen bzw. allgemein spätere Schautermine.
 
Tomaru:
Neben viel Licht bei den übrigen Kräherrassen sind die Tomaru eindeutig das große Sorgenkind. Warum sie bisher so selten sind ist eigentlich unverständlich. Lackschwarze Tiere mit dunklen Gesichtern und Federreichtum machen einiges her im Grünauslauf. In Unterjettingen war lediglich ein Hahn mit sg94 erschienen. Den in den letzten Jahren gezeigten Tieren fehlt insgesamt das Körpervolumen, aber auch die Federfülle. Aber vor allem fehlt ein größerer Züchterkreis.
Hier stellt sich der Auftrag der Arterhaltung deutlich. Mit einer Krähruflänge von 12 Sekunden überzeugte der gezeigte Hahn. Mein Aufruf daher an alle Züchter mit dem Faible für etwas exotisches, nehmt Kontakt zum SV-Vorsitzenden Michael Marschall auf, der derzeit eher Einzelkämpfer ist. Ich hoffe, dass sich für die Zukunft eine größere Züchtergemeinschaft findet.
 
Denizli:
Den Abschluss bildeten 10,0 Denizli in den Farben schwarz-silber und schwarz-gold, schwarze fehlten leider gänzlich. Hier besteht die Hoffnung und der Wunsch, dass sich unsere türkischen Zuchtfreunde verstärkt mit ihrer Heimatrasse beschäftigen und den Weg in den SV finden. Nur zusammen können wir diese kulturhistorische Rasse erhalten.
Den Anfang in der Hahnenklasse machte ein feiner Junghahn von unserem SV-Gründer Zuchtfreund Vits. Wie immer zeigt er großrahmige Tiere mit feinstem Silber und, bei den Denizli nicht gerade einfach, edlen Kopfpunkten. Zu einer höheren Benotung fehlte etwa die Abschlussfülle. Auch eine Eigenart, die es noch zu verbessern gilt. Unangefochten errang er den Gesamtsieg mit einer durchschnittlichen Krährufleistung von fast 20 Sekunden und toller Stimmqualität. Das war richtungsweisend. Die übrigen Hähne zeigten sich in der typischen Landhuhnform, hatten jedoch teilweise erhebliche Probleme in den Kopfpunkten. Hier hat es der Preisrichter besonders schwer. Zugeständnisse müssen gemacht werden, Ausschlussfehler kann man aber leider nicht mehr tolerieren.
Bei der Goldvariante ist Monsieur Periquet quasi Alleinunterhalter. Er präsentierte feine Tiere und wurde mit der hv-Benotung belohnt. Mit Krähruflängen von ca. 16 Sekunden überzeugte der Siegerhahn bei den goldenen Denizli auch in der Leistung. Ein weiterer Hahn aus gleicher Zucht krähte sogar noch länger.

Bericht: Dr. Andreas Weiß